zentralfriedhof - Katharina Pachta
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zentralfriedhof

zentralfriedhof

 

heute. blicke ich aus dem fenster. in den regen. finde es fein. den regen. ich bin hier. in meinen warmen räumen. trage in mir noch den sonnenschein von gestern.
 
gestern. war ich am zentralfriedhof. noch vor dem großen sturm. des allerheiligen fiebers. wo die menschen auf friedhöfe ausschwärmen. ihrer ahnen gedenken. einmal im jahr. einen gruß am grab ablegen. pflichtschuldigst. was das bringt. frag ich mich immer. ich mach das nicht. ich gedenke. wann immer. ohne show und von außen bestimmt.
 
ich hab niemanden besucht. nur all der toten gedacht. sie umfangen. mit meinen augen. mit meinen schritten. bin sie abgewandert. dort liegen drei millionen tote. eine beachtliche zahl. ein drittel mehr als die lebenden hier. es zog mich gestern dorthin. in mir das bild. im tiefhängenden. milchigen nebel zwischen grabsteinen zu wandern.
doch es war sonnig. wir wanderten durch geschniegeltes terrain. gepflegt und aufgeputzt. hin zum buddhistischen friedhof. später auf den jüdischen. ganz andere atmosphären. der eine fast unbespielt. der andere wild. ungezähmt. und verwachsen. die reihen kaum sichtbar. wie krumme zähne. wie wackelsteine hingeworfen. keine nachkommen mehr. die sich kümmern.
 
wir wanderten auf kleinen wegen. zwischen grabsteinen. ein großes areal. die orientierung könnte man verlieren. und still war es. von außen. von innen. nichts weiter zu sagen. um die toten nicht zu stören. sagt man. aber es war kein bedarf. nach lärm. lachen. und reden. dieser ort wirft mich auf mich selbst zurück. macht mich still.
 
das habe ich mitgenommen. die stille. in den heutigen tag. die schick ich jetzt zu dir. vielleicht kannst du sie brauchen. in den verordneten herbstferien. der hektik des alltags. den corona aufregungen. ich sende dir stille. wünsche dir eine gute woche. dass dinge gelingen. mit feinen begegnungen. und dass du dein leben genießt. mit leichtigkeit. ????

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