sprachnachrichten - Katharina Pachta
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sprachnachrichten

 

sprachnachrichten

 

ich sag meinen kindern immer. wenn sie was brauchen. sollen sie sich melden. die meiste zeit brauchen sie nichts. sind ja schon groß. wohnen in ihren eigenen wänden. gestalten ihr leben. wie sie es mögen. so hoffe ich zumindest. und melden sich ab und an. wenn sie ein essen brauchen.

nein. das stimmt nicht.

sie melden sich auch. wenn sie mich wiedersehen. wenn sie plaudern. wenn sie mich updaten wollen. und ich melde mich genauso. wir haben lose kontakt. sind aber verbunden. so wollte ich es immer haben. dass sie sich melden. wenn sie etwas brauchen. darauf vertraue ich. das klappt gut.

nur unlängst fahr ich mal ein paar tage weg. nehm mir eine auszeit. geh in klausur mit mir selbst. ganz allein in der einschichtigsten einschicht österreichs. umgeben von bergen. das wetter spielt mit. es regnet. man kann kaum raus. sonst würde ich auf die berge hirschen.

aber so bin ich gefangen in einem wunderhübschen appartement. in einem passivhaus ganz aus holz. warm. gemütlich. ich fühl mich wohl. wache auf in der stille. trinke kaffee in der stille. schreibe in der stille. sehe aus den riesengroßen balkontüren in die grüne weite stille.

still vergeht der erste tag.

und just in den abendstunden. als ich ganz in mir. mit mir bin. braucht mich ein kind. ruft an. schreibt aufgeregt. ich hab das handy ausgeschalten. den flugmodus aktiviert. bin ja in klausur. doch als ich schlafen gehe. schau ich noch kurz drauf und lese hiobsbotschaften. mein herz wird eng. oh. oje.

ich bin weit weg. kann nichts tun. kann gar nichts tun. es ist nachts. viel zu spät für irgendwas. was also tut eine mutter. deren kind ruft. um abholung bittet. die weit weg ist und erst in ein paar tagen wiederkommt. anrufen geht nicht. an dem ort. an dem das kind weilt. kann man nicht telefonieren.

also hinterlasse ich eine nachricht. schließe die augen. spreche worte voller wärme. bin ganz mama. nehme anteil. drücke das kind in gedanken von herzen. möchte gar nicht aufhören. weine fast. all das verpackt in einer sprachnachricht. und hoffe. das kind möge sie abhören. sie möge ihm kraft und zuversicht bringen.

am nächsten morgen lese ich eine sms von sehr früh in der früh. eine kurze zusammenfassung des gemüts und sonstigen zustandes. alles gut gelaufen. danke für die liebe nachricht. guna. so reden kinder heutzutage. oder zumindest meine. die abkürzungen sind erlernbar. der rest schwingt zwischen den zeilen.

offensichtlich hab ich die richtigen worte gefunden. ????