rauslassen - Katharina Pachta
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rauslassen

rauslassen

 

gestern war ein besonderer tag. neumond. mit einer kleinen sonnenfinsternis. die meisten haben davon kaum was mitbekommen. ich schrieb noch mittags auf die frage. wie es mir geht. ich merk nix von komischen energien. und wanderte durch meinen tag. eh ois easy.

die letzte embodywork sitzung. die ich gestern gab. gab ich meinem grün und blau geschlagenen sohn. oder besser. meinem rot. blau. lila gezeichneten sohn. müde und geschunden von dem übergriff und seinen folgen. im schreck erstarrt lag er auf meinem arbeitstisch.

ich arbeite schon so viele jahre. habe schon so viele menschen und geschichten berührt. aber wenn es plötzlich so nah rückt. der mensch da vor dir dein sohn ist. der dich grad wieder braucht. es hat mich berührt. tief drin. und ich hab gearbeitet. konzentriert. professionell.

es war fein. danach war er wie ausgewechselt. vorher eine hülle. die funktioniert. danach wieder er selbst. die augen neugierig und offen trotz schwellung. das gesicht nicht nur gezeichnet von schrammen und wunden. sondern jung und frisch. der körper erwacht und kraftvoll.

er wollte noch ein eis essen gehen. das taten wir. und es war fein. alles. das eis. unser gespräch. seine dankbarkeit. weil er merkte. wie gut ihm meine hände. meine worte. das hingeben und einlassen getan haben. auch mir tat es gut. ihn wieder so munter und stark zu sehen.

ich fuhr heim. ein bisschen müde. rastete. bis ich mich aufmachte und zu fuß zu einer freundin ging. am weg verschwand plötzlich miss.easygoing. und zurück blieb ein kleines elend. das sich über die brüstung einer brücke lehnte. und laut aufschluchzte.

da erst fühlte ich den schmerz. und spürte. ich bin nicht unverletzbar. nicht dauerstark. nicht immer easygoing. ich heulte den großengroßen schmerz in die weite des wiener westens. meinen und auch den schmerz. den ich wahrgenommen hatte. die gewalt. die schläge. und tritte.

ich stand dort. und weinte. klammerte mich ans geländer. niemand kam. niemand störte mich. ich war ganz allein. mir kommt vor. es gehen kaum mehr menschen zu fuß. aber das war gut so. ich wollte alleine weinen. wollte nur ich und der schmerz sein.

irgendwann ging ich weiter. und das leben ging weiter. später erzählte ich davon. von meinem sohn. dem schmerz. der freundin. und ihrem mann. und dann war es wieder gut. und wir grillten. plauderten. und lachten. das leben geht weiter. so ist der lauf.

aber ich sag dir. gut. wenn du es rauslässt. gut. wenn du nicht immer nur eine sein musst. gut. dass du in jedem moment so bist. wie du bist. und ich sag danke für mich. und danke für dich. ????

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