die daunenjacke - Katharina Pachta
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die daunenjacke

 

die daunenjacke

 

zuerst hing die gewaschene daunenjacke im garten. im lauen wind. der sie hin und her schwang. als es kühler wurde. holte ich sie herein. suchte einen geeigneten platz zum trocken. da fiel mein blick auf die öse der dachbodenluke. wie ideal. was für ein wunderbarer trockenplatz.

ich fädelte den haken in hoher höhe ein. werkelte weiter im haus. im vorbeigehen schüttelte ich ab und an die jacke. sie bekam immer mehr ihre alte fluffigkeit zurück. ich freute mich. machte noch ein wenig yoga. weil der körper vom tun ganz krumm. fühlte mich aufgerichtet. friedlich. ganz bei mir.

müde nun ging ich richtung bad an der baumelnden jacke vorbei. und da es noch einen letzten schliff brauchte. schüttelte. zog und beutelte ich noch ein bisschen daran herum. morgen würde sie trocken sein. man kann daunenjacken also doch in der waschmaschine waschen. ich triumphierte.

doch plötzlich. ein rummms.

ich wurde aus raum und zeit geschleudert. eben noch aufrecht stehend. liege ich im nächsten moment am boden. waidwund getroffen. fluffigweiches über mich gebreitet. wie im himmel. hm. doch kein himmel. eher als ob mir etwas mit wucht auf den kopf gefallen ist. mich niedergestreckt hat.

ich rekonstruiere. betaste den kopf. das gesicht. bewege den kiefer. nachdem alles dran und beweglich ist. stehe ich auf. der schreck sitzt mir in den gliedern. die yogamatte liegt noch im raum. ich strecke mich aus. komme langsam zu mir. mir fehlt nichts. der kopf hält viel aus. die jacke hat gut gedämmt.

alles gut! ????????????

alles gut? ????

ich bin still und lausche. höre dann die leisen worte. wie hingewispert. geflüstert. sie werden lauter. zappeln in meinem kopf hin und her. lassen alte dämonen wiederauferstehen. prasseln in einer wucht auf mich ein. wie oft habe ich das gehört. irgendwann früher. ohrfeige inklusiv.

so was idiotisches.

wie deppert bist du eigentlich.

hast du kein hirn.

kannst du nicht denken.

du bist wirklich zu blöd zum sch…

puh. so tief verankert ist geschichte. sie kommt plötzlich hoch. ohne dass man darum bittet. anderer leute worte werden zu deinen. ich höre zu. lausche der bekannten leier. bin fast neugierig. und dann. schnipp. stoppe ich den zerstörerischen fluß. erlaube die schwäche. die tränen.

so liege ich. atme. nehme mich selbst in den arm. heile die neueste und alte wunden. lasse die tränen fließen. werde ruhiger. irgendwann stehe ich auf. öffne die terrassentür. trete in den stillen garten hinaus. betrachte die sterne. und bedanke mich für den schlag auf den kopf. er hat mir die augen geöffnet.

sei freundlich zu dir. ????